Es ist ein Zeichen mitten in den Schrecken des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine: Bürgermeister Christian Bommers und sein Amtskollege in der ukrainischen Stadt Fastiv, Mykhailo Netiazhuk, haben bei einem Videokonferenz-Festakt die Partnerschaft der beiden Städte besiegelt und die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Damit hat Meerbusch ab sofort drei Partnerstädte: Nach Fouesnant in der Bretagne und Shijonawate in Japan nun auch die ukrainische 60.000-Einwohner-Stadt Fastiv im Bezirk Kiew. Die Partnerschaft wurde von den Räten beider Kommunen beschlossen.
Nationalhymnen und Stadtportraits: Krieg und Frieden
Es war ein bewegender Moment im Sitzungsraum des Meerbuscher Rathauses, als nach freundlicher Begrüßung die Nationalhymnen Deutschlands und der Ukraine eingespielt wurden. In kurzen Videoportraits stellten sich beide Städte nochmals vor. Neben bunten Bildern aus Fastivs Stadtbild waren beklemmende Alltagsszenen des Krieges zu sehen, der die Menschen in der Ukraine derzeit voll und ganz einnimmt: Kinder, neben denen Granaten einschlagen, einstürzende Wohnblocks, Bombenopfer, die schwer verletzt in Krankenwagen getragen werden. „Der russische Angriffskrieg, der heute seit fast genau zwei Jahren tausendfachen Tod, Zerstörung, Verzweiflung und Not bringt, lässt es nicht zu, dass wir unsere Partnerschaftsgründung mit einem fröhlichen Fest begehen“, erklärte Christian Bommers. „Ich bin mir aber sicher, dass der Tag kommt, an dem wir das in Frieden, Freiheit und Freude miteinander nachholen werden.“ Die rund 600 Männer, Frauen und Kinder aus der Ukraine und speziell auch aus Fastiv, die seit Kriegsausbruch in Meerbusch Zuflucht gefunden haben, hätten die Nachricht von der Partnerschaftsgründung schon mit großer Freude aufgenommen.
Dank aus der Ukraine
Amtskollege Mykhailo Netiazhuk bedankte sich mit herzlichen Worten für die Unterstützung aus Deutschland und Meerbusch. „Wir danken für Waffenlieferungen, für die humanitäre Hilfe, für die Aufnahme der Geflüchteten und jegliche finanzielle Unterstützung. Wir fühlen, dass wir in diesem Krieg nicht allein sind.“ Die Städtepartnerschaft sei für die Menschen in Fastiv zusätzlich ein ebenso tröstendes wie ermutigendes Signal. Wichtig sei den Ukrainern aber auch eine „Freundschaft auf Augenhöhe“.
Schon im Juli 2022, fünf Monate nach der Invasion Russlands in die Ukraine, war im Meerbuscher Rathaus ein Brief eingegangen, in dem sich Netiazhuk für die herzliche Aufnahme der ukrainischen Geflüchteten bedankte. Zugleich stellte Fastivs Bürgermeister die Frage, ob es möglich sei, einen praktischen Austausch aufzubauen und möglicherweise eine Städtepartnerschaft zu schließen. „Ich habe an dem Gedanken schnell Gefallen gefunden“, so Christian Bommers, „denn angesichts der verbrecherischen Aggression Russlands gegen die Ukraine hielt ich schon damals ein deutliches Zeichen der Solidarität und Hilfsbereitschaft von deutscher Seite für wichtig.“ Bei einem Besuch Netiazhuks in Meerbusch im Dezember 2022 besprachen die beiden Bürgermeister erste Ideen, wie eine Meerbuscher Unterstützung beim Wiederaufbau, aber auch ein kultureller Austausch zwischen unseren beiden Städten aussehen könnten.
Es ist viel passiert
Inzwischen hat sich viel getan. Schon zum Weihnachtsfest 2022 und zum Europatag 2023 tauschten die beiden städtischen Musikschulen Video-Konzerte aus. Bereits im September 2023 gelang es, einen Besuch von 14 Musikschülerinnen und sechs Betreuern in Meerbusch zu realisieren. „Die ersten Begegnungen waren von großer Herzlichkeit geprägt und haben Gäste und Gastgeber gleichermaßen sehr bewegt“, so Bommers. Aktuell wird in Zusammenarbeit mit dem Verein „Meerbusch hilft“ eine erneute Hilfslieferung mit Lebensmitteln, Hygiene-Artikeln, Kleidung und Medikamenten nach Fastiv vorbereitet. Meerbusch stellt den Partnerstädtern zudem einen Lkw aus dem Fuhrpark des städtischen Bauhofs zur Verfügung, der bei Aufbauarbeiten eingesetzt werden kann. Weitere Projekte sollen nach und nach aufgegleist werden.